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Teil 4: Wenn mein Kind mich triggert – ein traumasensibler Blick auf Elternsein und wie EMDR wieder Zugang zu Selbstregulation schaffen kann

Manchmal reicht ein scheinbar banaler Moment im Familienalltag: das ewige Diskutieren ums Zähneputzen, die trotzige Haltung beim Anziehen, ein starrer Blick in der Hausaufgabensituation oder die Wut des Teenagers, die plötzlich wie ein Schlag trifft. In diesen Augenblicken spüren viele Eltern: "Ich reagiere heftiger, als ich möchte." Vielleicht mit Ungeduld und Wut, vielleicht mit Rückzug, vielleicht mit einem Gefühl von Hilflosigkeit, das wie aus dem Nichts auftaucht.

Solche Reaktionen bedeuten nicht, dass Eltern versagen. Im Gegenteil: Sie sind ein Signal unseres Nervensystems. Denn das Verhalten unserer Kinder trifft oft – ungewollt und unbewusst – auf eigene alte Erfahrungen, die noch nicht verarbeitet sind. Vielleicht das Gefühl, nicht gehört worden zu sein. Vielleicht der Druck, „funktionieren“ zu müssen. Vielleicht das frühe Erleben von Überforderung, Ablehnung oder Ohnmacht.

Unser Körper erinnert sich – auch wenn wir es nicht bewusst benennen können. Und reagiert dann nicht mit der Klarheit des Erwachsenen, sondern mit den Gefühlen von früher. Das nennt man Trigger. Und genau hier setzt ein traumasensibler Blick auf Elternsein an: Nicht mit Schuld oder Selbstkritik, sondern mit Verständnis und Mitgefühl für uns selbst.

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) kann dabei ein kraftvoller und zugleich sanfter Weg sein. In der Begleitung werden jene inneren „emotionalen Landminen“ aufgespürt, die durch das Verhalten des Kindes berührt werden. Ohne dass wir alles ausführlich erzählen oder durchleiden müssen, kann der Verarbeitungsprozess beginnen. So bekommen Eltern die Möglichkeit, sich innerlich zu sortieren, sich aus alten Mustern zu lösen – und im Alltag präsenter und ruhiger zu reagieren.

Viele Eltern berichten nach wenigen Sitzungen von spürbarer Entlastung: weniger innere Unruhe, klarere Reaktionen in stressigen Momenten, ein liebevollerer Zugang zu sich selbst und zum Kind. Die Fähigkeit zur Selbstregulation kehrt zurück – genau das, was Kinder in emotional angespannten Situationen am dringendsten brauchen: Erwachsene, die innerlich stabil bleiben können.

Denn wenn wir uns als Eltern um unsere eigenen Wunden kümmern, stärken wir nicht nur uns selbst – sondern auch die Beziehung zu unseren Kindern.

EMDR ersetzt keine Pause, keine Unterstützung im Alltag, keine liebevolle Begleitung. Aber es kann ein wirkungsvoller Impuls sein, um sich wieder mit der eigenen inneren Kraft zu verbinden – und aus der Erschöpfung heraus in echte Verbindung zu kommen. Für viele Eltern ist das ein entscheidender Wendepunkt: raus aus dem Gefühl des Funktionierens, hinein in mehr Selbstfürsorge, Verbundenheit und Sicherheit – für sich selbst und für das Kind.

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